Tipps für Angehörige angeblich nicht schwerhöriger Schwerhöriger

Schwerhörigkeit im Alter ist leider ein Problem, das sich ohne die Mithilfe und die Einsicht des Betroffenen nicht lösen lässt. Wer kennt diese Situation nicht: Familienmitglieder, Freunde oder nahe Verwandte haben ein Hörproblem, ignorieren es aber, z.B. aus dem Altersstarrsinn heraus oder weil sie sich selbst dran gewöhnt haben. Alle wissen es, er/sie weiß es, aber er oder sie will oder kann es nicht hören. Warum solche Fälle nicht direkt den Weg zum nächsten Hörgeräte-Akustiker antreten liegt aber auf der Hand. „Die haben ja keine Not,“ weiß Hörgeräte-Akustiker-Meister Schulte aus Lippstadt, denn: „Ihr Problem wird doch von der Umgebung immer wieder ausglichen – Verwandte und Freunde helfen wo wie können und steigern die Lautstärke!“

Man spricht automatisch lauter, dreht den Fernseher auf und achtet bei der Sitzordnung darauf, dass der Schwerhörige möglichst gut am akustischen Leben teilnehmen kann. „Aber genau das ist der Fehler“ wirft Hörgeräte-Experte Schulte aus Lippstadt in die Diskussion und empfiehlt Verwandten und Freunden, dieses „Spielchen“ einfach nicht mehr mitzumachen und die Person mit den konkreten Schwierigkeiten zu konfrontieren, statt ihnen immer wieder beim Beweis zu helfen, dass es doch auch ohne helfende Hörgeräte geht.

Wolfgang Schulte: „Wer braucht denn ein Hörgerät, wenn die Ehefrau automatisch als erste zum Telefonhörer greift?“ Man sollte schwerhörige Familienmitglieder oder Freunde nicht mit den üblichen Vorwürfen nerven und immer und immer wieder mit spitzen Hinweisen auf nötige Schritte auf dem peinlichen Thema „Schwerhörigkeit“ herumreiten, sondern die Tatsache der Schwerhörigkeit akzeptieren und dann den Alltag den Rest machen lassen.

„Das Leben ist der beste Hörtest“ weiß Schulte aus zigfacher Erfahrung: „Die Leute lassen sich erst ein Hörgerät anpassen, wenn sie ihren Alltag nicht mehr geregelt bekommen: Wer im Theater in der letzten Reihe nichts mehr hört, der sehnt sich eher ein Hörgerät herbei als jemand, der – vielleicht aus Zuneigung – immer in die erste Reihe gesetzt wird. „Seien Sie hart“, fordert Schulte die Umgebung von Hörgeräte-Verweigerern auf: „Es ist zum Besten aller Beteiligten!“

Oft ist die „Schonbehandlung“ schon so verinnerlicht, dass Betroffene das gar nicht mehr merken: Kinder werden aufgefordert, mit dem Opa „etwas lauter“ zu sprechen. Im Wohnzimmer wird höchste Lautstärke akzeptiert und im Laden springt man sofort dazu, falls jemand einen Schwerhörigen „von der Seite“ anspricht. Devise heißt: „Peinlichkeiten vermeiden!“ Und genau das ist der Fehler: Ein paar ordentliche Peinlichkeiten bringen mehr als die beste Beratung beim Hörgeräte-Akustikermeister.

Schulte: „Wer nicht gut hört muss sich dessen bewusst sein und es muss ihn wirklich nerven, erst dann wird er die alle Seiten belastende Situation angehen und eine Veränderung herbei wünschen. Dem Umfeld von schwerhörigen Personen, die sich weigern, ein Hörgerät zu tragen, empfiehlt Schulte genau Buch zu führen über die Erleichterungen und kleinen Tricks, die man geliebten Menschen gewährt, um ihnen das Leben möglichst angenehm zu gestalten. „Verabschieden Sie sich davon, auch damit Ihr eigenes Leben wieder normal verlaufen kann.“

Ein besonders krasses Beispiel zum Schluss. Ein heute bestens mit einem Hörgerät bedienter Kunde kam mit seiner Frau in den Laden des Lippstädter Hörgeräte-Akustikermeisters, um einen schnurlosen Kopfhörer zu kaufen, weil niemand im Haus mehr den lauten Fernseher ertragen konnte! „Wir haben nach 5 Minuten herzhaft gemeinsam gelacht und das Problem dann professionell gelöst – mit der Anpassung eines geeigneten Hörgerätes. Wenige Tage später kam die Frau zu mir in den Laden und ließ sich ebenfalls untersuchen: Sie konnte auf einmal den Fernseher nicht mehr hören, nachdem ihr Mann dank der Hörgeräte die Lautstärke auf ’normal‘ herunterfahren konnte!“